Drei jahrelange Rechtsstreitigkeiten zwischen dem früheren Ex-Stadtwerkechef  und der Stadt Dorfen wurden gütlich beendet und somit der ehemalige Geschäftsführer rehabilitiert. Figl hatte im Zusammenhang mit seinem Rausschmiss als Stadtwerke-Chef sowohl gegen die Stadt als auch gegen Bürgermeister Grundner auf Schadensersatz geklagt.

Bestandteil des Vergleichs war u.a. die Verlesung einer „ausdrücklichen Ehrenerklärung“ für Figl durch den Bürgermeister im Rahmen der Ratssitzung vom 12.1.2021. Die Erklärung erfolgte, so die SZ, „im Namen der Stadt, der Stadtwerke Dorfen und des Aufsichtsrats der Stadtwerke Dorfen“. Über die weiteren Regelungen des Vergleichs, insbesondere über die Höhe etwaiger Geldzahlungen, ist Stillschweigen vereinbart worden.

Figl wurde Opfer einer Rufmordkampagne. Die offensichtliche Intrige begann 2015 im Dorfener Anzeiger, laut dessen Berichterstattung Figl sich mit unlauteren Bedingungen finanziell besser stellen wollte. Als Figl sich gegen die Anschuldigungen wehrte und ihre Unwahrheit nachwies, kamen neue Angriffe: Nun wurde ihm unterstellt, er habe Bürgermeister Grundner mit einem Nazivergleich beleidigt. Als Figl sich auch dagegen erfolgreich wehrte, kam es zum finalen Rufmordakt. Bei der Staatsanwaltschaft Landshut und dem Dorfener Anzeiger wurde eine anonyme Anzeige eingereicht. Darin hieß es, Figl habe Mitarbeiter zu falschen eidesstattlichen Versicherungen genötigt. Das war wieder erlogen, erfüllte aber den beabsichtigten Zweck.

Die Mehrheit des Stadtrats stimmte im April 2016 gegen den vom Aufsichtsrat zuvor einstimmig empfohlenen neuen Vertrag für Figl – damit war er zum Jahresende 2016 als Geschäftsführer entlassen. Im Nachgang rechtfertigten die Stadträte und der Bürgermeister, die Figl ohne Angabe von Gründen rausgeschmissen hatten, ihre Entscheidung auch mit der anonymen Anzeige. In einem vom CSU-Fraktionsvorsitzenden Oberhofer verfassten Schreiben hieß es, den Zwölfen seien „begründete Mitteilungen über das zunehmend schlechte Betriebsklima in den Stadtwerken“ zugekommen, was sich auch „in einer anonymen Anzeige manifestiert“ habe. Dass Figl das Opfer von Verleumdungen geworden war, wurde in dem Schreiben nicht ansatzweise, nicht einmal als Möglichkeit auch nur in Erwägung gezogen. Nachdem die Staatsanwaltschaft wenige Wochen später die anonyme Anzeige als gemeinen Betrug enttarnt hatte, unterblieb erneut eine Rehabilitierung Figls.

Am 2.1.2017 meldete sich Figl jedoch zurück am Arbeitsplatz. Als er 2002 bei den Stadtwerken anfing, hatte er dort als kaufmännischer Leiter begonnen. Dieser Arbeitsvertrag war nie aufgelöst worden und bestand all die Jahre, die Figl dann auch Geschäftsführer war, weiter. Das Landesarbeitsgericht München, bestätigte vor einem Jahr, dass Figl einen Arbeitsvertrag als kaufmännischer Leiter hat. Im September 2019 wurde das Urteil rechtskräftig, nachdem das Bundesarbeitsgericht in Erfurt eine letzte Beschwerde abgewiesen hatte. Die Stadtwerke Dorfen mussten Figl drei Jahre Gehalt nachzahlen. Er wurde aber nicht mehr bei den Stadtwerken beschäftigt, die ihm trotz des von ihm gewonnenen Arbeitsrechtsprozesses noch einmal kündigten, wogegen Figl erneut klagte. Die Beendigung des  Kündigungsschutzverfahrens war Teil des nun geschlossenen umfassenden Vergleichs.

Figl hatte in der Zwischenzeit noch weitere Siege errungen. Der Deutsche Presserat missbilligte Ende 2018 die Berichterstattung des Dorfener Anzeigers wegen „Verletzung der Grundsätze der Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde, der Sorgfalt und der Richtigstellung“. In zwei Verfahren am Landgericht Landshut legten die Verfasser der für Figl rufschädigenden Presseberichte dar, wie sie dazu kamen, Anschuldigungen zu publizieren, die sich als Falschbehauptungen erwiesen: Sie vertrauten ihren zwei Informanten, bei denen es sich um Mitglieder des Stadtrats gehandelt habe, einer zudem Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke.

In der von Bürgermeister Grundner verlesenen Erklärung heißt es, man habe eine „vernünftige und ausgewogene Einigung erzielen und dadurch alle Rechtsstreitigkeiten einvernehmlich beenden“ können. Weiter heißt es: „Alle in der Vergangenheit erhobenen Vorwürfe und wechselseitigen Unstimmigkeiten sind damit in ihrer Gesamtheit vollständig ausgeräumt.“ In der Erklärung, die auch zwei Monate lang auf der Homepage der Stadt veröffentlicht werden muss, wird auch Figls langjährige Arbeit bei den Stadtwerken gewürdigt. Er habe diese „in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht weiterentwickelt und wesentlich zum Erhalt und der Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke Dorfen beigetragen“. Abschließend wird ihm „für seine kluge, aufopferungsvolle und außerordentlich erfolgreiche Arbeit ganz herzlich gedankt“.

Nach der Verlesung der Erklärung nahm der Stadtrat diese einstimmig „zur Kenntnis“. Allerdings nahmen nicht alle Stadtratsmitglieder an dieser recht formalen Abstimmung teil. Bürgermeister Grundner musste nicht mitstimmen, weil zuvor seine „persönliche Beteiligung“ festgestellt worden war. Stadträtin Lanzinger (CSU) sowie die Stadträte Stimmer (CSU) und Wagenlechner (TEG) hatten demonstrativ ihre Plätze verlassen, um bei der Verlesung der Erklärung und der abschließenden Abstimmung nicht dabei zu sein.